Programm
Programmflyer
Filme der kommenden Wochen
Reto Caduff
D/CH 2024, 89 Min
Deutsch
„Jeder durfte, keiner konnte“ war ein Charakteristikum der Punk -Musik. Der Film erzählt von den – wenigen - Frauen, die die trotzige Kampfansage an Kommerz und Anpassung zur Selbstermächtigung nutzten. Unter dem Motto „Einfach machen!“ stellten sich Bands wie Östro 430, Mania D, Malaria! und Kleenex/LiLiPUT auf die Bühne. Mit ihren Protagonistinnen durchstreift der Film des Schweizer Filmemachers Reto Caduff die vergangenen 40 Jahre Frauen- und Emanzipationsgeschichtegeschichte in Zürich, Düsseldorf oder Berlin. Ein mit dem Schwung und Ästhetik der Punk-Bewegung der siebziger und achtziger Jahre erzählte Doku über eine Frauen-Generation, die ihren rebellischen Geist bis heute nicht verloren hat.
Kurzfilm: Das Leben ist hart von Simon Schnellmann / Deutschland 2015
Filmgespräch mit:
Reto Caduff, Regisseur, Zürich
Suse Michel, Schlagzeugerin "The Slags", Frankfurt
Conni Maly, Gitarristin "The Slags", Frankfurt
Hadwiga Fertsch-Röver, naxos.Kino
Schweizerisches Generalkonsulat Frankfurt
Salzgeber Filmverleih
Nicola Graef
D 2017, 104 Min
Deutsch
Neo Rauch ist der wohl umstrittenste deutsche Gegenwartskünstler - zugleich ist er einer der auf dem internationalen Kunstmarkt am höchsten gehandelten. Nicola Graef geht subtil mit diesem Komplex um. Sie zeigt Galeristen und stolze Sammler, die sich mit Rauchs Arbeiten schmücken, sie zeigt den Maler bei der Arbeit und entlockt dem notorisch Schweigsamen sogar so etwas wie eine Bildinterpretation. Ihr Film wirft viele Fragen auf. Zum Beispiel die, was eigentlich das angeblich "typisch Deutsche" an Rauchs Werk ist - und wie seine Behauptung zu verstehen ist, er sei ein unpolitischer Künstler.
Kurzfilm: DELIVERY, Till Nowak / Deutschland 2005
Filmgespräch mit:
Dr. Jan Christoph Breitwieser, Leiter Museum Bensheim, Ausstellungsmacher
Ruth Fühner, naxos.Kino
Stephen Maing, Brett Story
USA 2023, 104 Min
Englisch/OmU
Anatomie einer Gewerkschaftskampagne: Vor dem größten Amazon-Lagerhaus New Yorks riecht es nach Hot Dogs, Burger und Gras. Die Amazon Labor Union hat unkonventionelle Strategien, um die Gunst der Arbeiterschaft des Unternehmensgiganten zu gewinnen. Sie wollen die erste Gewerkschaft in einem US-Amazon-Werk gründen. Um die müden Arbeiter*innen nach ihren Elf-Stunden-Schichten zu überzeugen, müssen sich die Genoss*innen nicht nur gegen die Einschüchterungs-versuche des Konzerns wehren, sondern auch die zwischenmenschlichen Spannungen überwinden, um bessere Arbeitsbedingungen für alle zu erkämpfen.
Im Jahr 2022 sorgten die Arbeiter eines Amazon-Lagers in Staten Island für Schlagzeilen, nachdem die neu gegründete Amazon Labor Union (ALU) für eine gewerkschaftliche Organisierung gestimmt hatte, da sie die fehlende Arbeitsplatzstabilität des für seine ständige Fluktuation berüchtigten Unternehmens leid waren. Im schnörkellosen Stil des Direct Cinema seziert ein Regieduo den US-Arbeitskampf im 21. Jahrhundert in all seinen Schattierungen. Brett Story und Stephen Maing folgen den täglichen Kämpfen der ALU, die sich aus aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern zusammensetzt, darunter der charismatische und unermüdliche Anführer Chris Smalls, und fangen die Ereignisse ein, die zu diesem bemerkenswerten - aber keineswegs endgültigen - historischen Moment der modernen Geschichte führten.
Kurzfilm: AMEISE , Julia Ocker, D 2017
Filmgespräch mit:
Andreas Gangel, Amazon-Verteilzenturm Bad Hersfeld, Betriebsrat und ver.di - Vertrauensmann
Ogulcan Korkmaz, naxos.Kino
Victoria Verseau
D 2010, 97 Min
Deutsch
TRANS MEMORIA spielt an einem unwirtlichen Stadtrand in Thailand und begleitet drei Frauen auf der Reise durch ihre geschlechtliche Transition. Die Regisseurin blickt zurück in die Vergangenheit um zu verstehen, was mit ihr damals geschah - und was sie als Frau ausmacht. Nachdem sie eine enge Freundin verloren hat, teilt sie ihren Schmerz und ihre Erfahrungen mit Athena und Aamina, die sich selbst auf ihrer eigenen Reise durch den Übergang befinden. Gemeinsam erforschen sie, wer sie damals waren und wer sie heute sind, lauschen den Geistern der Vergangenheit, dem Lachen der Gegenwart und dem Flüstern der Zukunft.
Filmgespräch mit:
Jessica Purkhardt, Trans*-Beraterin, AIDS-Hilfe Frankfurt
Ruth Fühner, naxos.Kino
Pamela Hogan, Hrafnhildur Gunnarsdottir
Island/USA 2024, 71 Min
Deutsch
Wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, zählt die Island zu den fortschrittlichsten Ländern der Erde. Das war nicht immer so. Der Grundstein für diesen politischen Fortschritt wurde 1975 durch einen landesweiten Frauenstreik gelegt. An jenem Freitag nahmen 90 Prozent der isländischen Frauen einen Tag frei und legten das öffentliche Leben lahm. Wie es dazu kam, das erzählt der kurzweilige Dokumentarfilm „Ein Tag ohne Frauen“ der US-Regisseurin Pamela Hogan. Man sieht den Frauen noch heute den Stolz auf das Erreichte an; ihre Augen strahlen, wenn sie an die Euphorie zurückdenken, die ihr kollektiver Aufbruch auslöste.
An jenem Tag, den die Vereinten Nationen zum Tag der Frau erklärten hatten, standen in Island praktisch alle Räder still. Die Geschäfte blieben geschlossen, die Küchen kalt, Flugverbindungen wurden gestrichen und Schulen standen leer, die Streikenden brachten ihre Kinder zu den Arbeitsstellen ihrer Männer. Tausende Frauen aus allen Landesteilen strömten auf dem Laekjartorg-Platz am Hafen der Hauptstadt Reykjavík zur größten Versammlung in der Geschichte der Insel. Sie wollten nicht länger hinnehmen, dass ihre Arbeit in Betrieben und Familien nicht wahr- oder ernstgenommen wurde, dass ihre Stimmen nicht gehört wurden und ihnen der Zugang zu wichtigen Bereichen der Gesellschaft verwehrt blieb, ganz zu schweigen davon, dass sie für die gleiche Arbeit oft deutliche niedrigere Löhne erhielten als ihre männliche Kollegen. Der massive Frauenstreik fand ein weltweites Medien-Echo und ging dank der enormen Massenmobilisierung in die Geschichte ein.
(Reinhard Kleber, Kino-Zeit)
Filmgespräch mit:
Birgit Blättel-Mink, Soziologin, Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse
Ruth Fühner, naxos.Kino