Wenn man die einzigartigen Filme DAS NEUE FRANKFURT I-III. von Jonas Geist und Joachim Krausse sieht, stellen sich Anfangs gleich zwei Fragen:
Was war das Ausgangskonzept und wie wurden diese höchst interessanten und historisch, wie persönlich betroffenen Protagonisten gefunden.
Personen, die als Quellenmaterial so präzise wie mannigfaltig sprudeln.
Selten wurde ein historisches Phänomen wie das DAS NEUE FRANKFURT und die Person ERNST MAYs so vielfältig und tiefsinnig in Form und Inhalt ergründet.
Es sind dokumentarische Quereinsteiger gewesen, die ihr Forschungsfeld intuitiv treffsicher in diese drei Folgen gebracht haben.
Und da lebten sie noch größtenteils: Grethe Schütte-Lihotzky, die Haarers, die Möbelbauer und -Händler und viele der Erstbezieher einer May-Wohnung…
Das sind Planer wie Bewohner: z.B. Ferdinant Kramer (auf Kramerstuhl im Waschhaus)
oder Frisör Boneberger, der den Kontakt zum ehemaligen Bewohner und Jazzposaunisten Albert Mangelsdorf und vielen weiteren Zeitzeugen herstellt.
Natürlich immer wieder aus dem Off: Ernst May der Planer, Erklärer und Macher.
Selten wurden Planungen, Visionen und nötige Kompromisse so gut dargestellt und aufbereitet. Vom kleinen historischen Detail zur Einbettung in den Kontext.
Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit und doch der sichtbare Versuch das humanitäre im noch so reduzierten Bau, auch im Kleinsten noch das menschliche Maß nie zu vergessen.
“Das Materielle ohne das Ideelle ist richtungslos – das Ideelle ohne das Materielle ist wirkungslos”
Auch sprechen die Filme über das Dysfunktionale: wie z.B. die Idee der Frankfurter Küche als “schaltbarer Raum” scheitert, weil das Wohnzimmer zum Sinn-entleerten Couch-Tisch-Fernseh-Sessel-SUV verkommt.
Wenn die PKW nun den Raum besetzt haben, der eigentlich Spiel-, Bewegungs- und Kommunikationsraum war und sein sollte.
“Das Kommunikative ist nur noch interessant, wenn es dem Konsum dient.”
Müssen wir da mitmachen? – das ist Frage des RADIOs NEUES FRANKFURT – ein wiederbelebtes Zentralradio der Römerstadtsiedlung: was würde dieses heute senden?
Diese neuen Hessischen Sendboten bringen die Fragen auf nach Wohnen als Grundrecht, Kreislaufwirtschaft, Chancengleichheit, Medienanlyse, Mobilität und einer neuen Nachbarschaft in einem neuen NEUEN FRANKFURT…
Lassen wir uns nicht medial arretieren sondern werden wir wieder wirklich beweglich. Zeigt doch z.B. der Vergleich Neues Frankfurt/ Rotes Wien, was geht, wenn der politische Wille da ist.
Ja leider machen zu viele mit beim Scheitern humaner Antizipationen – und privatkapitalisiert müssen sie sein diese Dysfunktionalitäten Wohnungsmarkt und Mobilität.
Zeitschichten konnten wir betrachten und analysieren: 1925-1930; 1983 und 2019.
“Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen,
(die Leinwand weiß) und alle Fragen offen.”
Einen herzlichen Dank an Joachim Krausse und Jörg Thums für die vielen entdeckten Geheimnisse und den einen ungehobenen Schatz.
Buchladen Land in Sicht für den Büchertisch.
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absolutmedien: Das Neue Frankfurt Sonderausgabe [leider vergriffen und nicht mehr “On Demand”]
Irreality TV: Sender Neues Frankfurt [alle Folgen]
Büchertisch Land in Sicht [PDF]
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