Rückblick

„was wir brauchen, was wir können“ und „Sieben Tage solidarisch kochen“: Die Stadt anders denken

Besetztes Haus als Zeichen gegen zunehmende Gentrifizierung, Zwischennutzung für wohnungslose Menschen mit kostenlosem Essen für Arme. Warum setzen sich Menschen in ihrer Freizeit für Bedürftige ein?

„Wir hatten nach der Einladung vor Ort die Idee zu einer Dokumentation und haben dann mehr als 30 Tage gedreht“, so Regisseurin Shania Casado Cimring. Es entstand eine Vision, die eine Stadt mit Würde für alle zeigen sollte: anders denken, zusammenleben ohne Egoismus und Profitstreben. Das Ganze auf kleiner Ebene. „Wir wussten, dass alles sehr beschränkt ist.“

Laut Pablo stand das besagte Gebäude leer, sodass sie gefragt wurden, dort eine Kantine einzurichten: „Das sollte ursprünglich eine Ausbildungsstätte werden“. Man brauchte dazu zwei Meisterköche, die den Betrieb aufrecht halten würden, ohne die „Apartheid des Geldes, was alle Armen ausschließt“.

Ob „Gündi“ perspektivisch eine Chance sei, den Wohnungsmarkt in Frankfurt zu verändern? Sebastian Schipper mit Heisenberg-Professur für Geographische Stadtforschung am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt am Main war realistisch. Wohnpolitisch würde zwar der Leerstand aufgezeigt, doch sei es kompliziert, diesen ohne langwierige Anträge mit überlangen Wartezeiten sinnvoll zu nutzen, bevor schließlich der Abriss drohe.

Marianne Spohner fragte nach, ob sich durch das Projekt die Stadtpolitik verändert habe. Schipper skeptisch: „Versuche eines kommunalen Bürgerbegehrens mit Unterschriftensammlung stoßen auf Widerspruch seitens der Stadt“. Seit drei Jahren warte man auf eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts. Aber: „Es ist bisher ein kleiner Erfolg für derzeit 35 Bewohner und Bewohnerinnen“. Denn „aus Besetzung resultiert kein Anspruch auf städtische Förderung, sagte Alex. So sei man, laut Pablo, auf lange Sicht prekär und somit auf private und Sachspenden angewiesen, „um den Laden am Laufen zu halten“.

Inzwischen hat die Gruppe ein neues Gebäude in Hoechst erhalten. Dies darf aber nur bis Ende 2024 genutzt werden. Wenn man bis dahin nichts Anderes finden würde, würden die dort bedürftigen Menschen wieder wohnungslos werden.

(rh)

Bild v.l.n.r.):
Moderatorin Marianne Spohner, naxos.Kino, mit Alex Schäfer, Gündi 5, Regisseurin Shania Casado Cimring, Sebastian Schipper, Heisenberg-Professur für Geographische Stadtforschung, Institut für Humangeographie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und
Pablo, ada-Kantine.

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