Im Gespräch über den Film “Mein illegales Leben” bezeichnet Regisseur Gerhard Schick das erste Bild, die Einfahrt in einen Kali-Salzbergwerkschacht als Geschenk: eine Metapher, die für das Dunkel der Vergangenheit ebenso steht wie für den illegalen Untergrund, in dem Mutter und Schwester der Schriftstellerin Esther Dischereit überlebten. Auch dank des Eisenbahners Fritz Kittel, zu dem Dischereit eine Ausstellung gestaltete, die auch im Film zu sehen ist. Über Kittels Rolle, erzählt Esther Dischereit, sei sie sich mit ihrer Tochter Chana uneins: sie selbst empfinde Kittels mutige Handlungsweise als heldenhaft, ihre Tochter stelle eher in den Vordergrund, dass solches Handeln eigentlich nur einem moralischen Kompass folge, der für alle gelten sollte. Mit dem Verweis auf ihre eigenen Familiengeschichte erklärt Dischereit auch ihren politischen Aktivismus: auch heute gebe es, mitten unter uns, Menschen, die in der Illegalität leben müssten – und denen zu helfen wenig Mut erfordere.
Carola Benninghoven