Lydia geht ihrer Arbeit fast im Verborgenen nach. Sie hat ihr Leben lang als Haushaltshilfe in Berlin gearbeitet und ist eine von wahrscheinlich tausenden Frauen, die zwischen ihrer osteuropäischen Heimat und Deutschland pendeln, um die Familie zuhause finanziell zu unterstützen. Am Wochenende fährt sie in ihre polnische Heimat und kümmert sich um ihre alte Mutter und ihren kranken Bruder. Sie hat noch ein Jahr bis zur Rente, aber ob sie die je erreicht, ist fraglich.
Der Film erinnert Justyna Oblacewicz an ihre Mutter: Als sie fünf Jahre alt war, war ihre Mutter nach Deutschland gegangen und dort geblieben. Nach sieben Jahren holte sie Justyna und deren Schwester nach. „Das hinterlässt schon psychische Wunden“, sagte die Fachfrau beim DGB Beratungsnetzwerk Faire Mobilität. Für Haushaltshilfen seien es keine normalen Acht-Stunden-Jobs, sondern Tages- und Nachteinsätze mit zu geringer Entlohnung.
Produzent Reiner Krausz beklagte das „nicht vorhandene Verantwortungsbewusstsein der sog. Arbeitgeber“. Bargeld auf die Hand sei zwar ganz schön, aber die Betroffenen würden aus sämtlichen Versicherungs- und Rentenrechten ausgeschlossen: „Sie sind sich selbst ohne Arbeitsschutz überlassen“. Gedreht wurde deshalb ausschließlich in Abwesenheit der Hausbesitzer.
Die Protagonistin lebt im Keller auf vier Quadratmetern mit Kochplatte und Kaffeemaschine. Soziale Kontakte bestehen lediglich in Form von Gruppenreisen nach Polen und zurück nach Deutschland, weil ein Viererticket für alle am günstigsten ist. Das Verhältnis von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer müsse in den Köpfen bewusster werden, so Justyna Oblacewicz, denn noch sei es ein Ausbeutungssystem ohne Aufenthalts- und Arbeitsrecht für die Arbeitskräfte. Diese seien nicht sichtbar, ein typisches Zeichen für Kapitalismus.
(rh)
Bild: Naxos-Moderatorin Ruth Fühner (l.) spricht mit Justyna Oblacewicz, Faire Mobilität, DGB Beratungsnetzwerk, gefördert durch BMAS, und Reiner Krausz, sehstern Filmproduktion.
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