Rückblick
Frank Meyer: Die gepanzerte Männlichkeit hinterfragen

Das Leben wiegt schwerer als jede Hantel. Das zeigt das Schicksal von Frank Meyer in einer Langzeit-Dokumentation. Zehn Jahre begleitet die Kamera den ehemaligen Bodybuilder. Nach Schicksalsschlägen lässt es Frank zu, auch seine Narben und Einsamkeit zu sehen. Denn sein ganzes Leben verändert sich, als seine Nieren versagen sowie zwei Herzinfarkte und Schlaganfälle, dann auch noch Hodenkrebs ihn körperlich wie auch in seiner Sprache beeinträchtigen. Trotzdem träumt weiter vom Bodybuilding.
„Frank ist oft bei der laufenden Filmtournee dabei. Er genießt es sichtlich, den Film zu sehen und sich zu zeigen, wie er einmal aussah“, berichtet Riccardo Dejan Jurkovic. „Ricardo, Frank und ich waren immer zu dritt. Auf diese Nähe haben wir uns konzentriert“, ergänzt Leonhard Hofmann.
Ob man seine Gebrechen derartig ins Bild setzen dürfe, fragte Ruth Fühner nach. Ja, es sei ihm gerecht geworden, waren sich die Regisseure einig. Nach seinem ersten Schlaganfall habe Frank im Gefängnis ein Buch geschrieben, das den beiden etwas über seine Hintergründe erklärt habe. Sie hatten lange Gespräche mit dem Ex-Bodybuilder, die sie einander nähergebracht hatten. Darin hatte Frank den beiden die Welt aus seiner Perspektive erläutert. „Er hat uns Dinge aus seinem Leben erzählt, die er nie in seinem Umfeld gesagt hätte“, meinte Leonard. Deshalb hätten sie ihm immer die einzelnen Teile des Films gezeigt, um ihn auf dem Laufenden zu halten, so Ricardo.
Die letzten Bilder im Film zeigen Frank Meyer noch einmal im Fitness-Studio und in seiner Wohnung, und das letzte zeigt ihn auf einer Bank am See. Es zeigt ihn mit Würde – gealtert, krank und geistig-sprachlich eingeschränkt.
Bild: Zum Filmgespräch begrüßte naxos-Moderatorin Ruth Fühner die beiden Regisseure Leonhard Hofmann und Riccardo Dejan Jurkovic.
(rh)
naxos-Kino