„Das Leben ist einsam, wir sprechen kein Deutsch. Wir sind Vietnamesen geblieben.” Der Mann sehnt sich nach seiner Heimat. Wie seine Frau Bay ist er als Reinigungskraft tätig und bleibt isoliert von anderen Menschen. Dann beschädigt ein Taifun das Haus in Vietnam und seine Schwester erkrankt. Da wird klar, dass Online-Kontakte über Skype und Chatrooms nicht die Anwesenheit vor Ort ersetzen können. Ein nachdenklicher Dokumentarfilm über die Frage, wo „Zuhause“ ist und wie sich „Heimat“ definiert.
„Wir wollten nicht viel eingreifen, damit sich das Paar nicht von der Kamera gestört fühlt“, so Regisseurin Hien Mai. Gefilmt wurden die Eltern von Moderatorin Mai Nguyen, die sich „eher unbeholfen fühlten, weil sie die Eltern waren“. Die Kameras waren nach Ansicht der Regisseurin kein Hindernis, im Gegenteil, als sie zu den Dreharbeiten hinzukam, wurde das gefilmte Paar „richtig locker, es ging ein Flow in Gang“.
Zwar sei die Übersetzungsarbeit teilweise belastend gewesen, denn der Film spielt in Deutschland, und es wird vietnamesisch gesprochen. Die Eltern hätten zwar angefangen, deutsch zu lernen, blieben jedoch in ihrer Muttersprache. Hintergrund: drei Jahre Grundschule in Vietnam sei eine Form der Isolation. „Die Väter saufen, die Mütter bleiben zuhause“. Alkoholismus habe neben Glücksspiel einen wesentlichen Einfluss auf die eigene Lebenslage, deren man sich schäme und deshalb untereinander bliebe.
In Deutschland verbliebe bei den Betroffenen nach der Auswanderung ein Schock, da der angestrebte Konsum nahezu unerreichbar sei und die Realität „nur Putzen im Unterjob“ bedeute. Die Chancen, die die Eltern verpasst hatten, habe die Nachfolgegeneration besser für sich genutzt: Bildungsaufstieg, Anpassung, angesehene Berufswahl, besseres Leben.
Bild: Hien Mai, Regisseurin des Films (r.) und Mai Nguyen, naxos.Kino.
(rh)
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