Frauen als gesellschaftlich Ausgeklammerte: Über ein Jahr lang hat werkgruppe2 Interviews mit Frauen aus Arbeiterfamilien in den Industrieregionen Niederschlesien und Ruhrgebiet geführt, was Arbeit für die eigene Identität bedeutet.
Daraus entstanden sechs Lebensgeschichten von Frauen, die anders verlaufen sind als erhofft: Der Film von Julia Roesler erzählt über drei Generationen hinweg von der Erfahrung eines sozialen Abstiegs, der mit dem Verlust von Arbeit zusammenhängt. Mal ist eine ganze Industrie-Branche abgewickelt worden, mal der Betrieb insolvent gegangen oder die Kinderbetreuung fehlte. „Authentisches Material, frei von Pathos und Klassenkampf-Allüren“, so die Recklinghäuser Zeitung vom 30. Mai 2021.
Insa Rudolph hatte die musikalische Untermalung zum Film komponiert. „Wir wollten das bewusst mit Schauspielerinnen drehen, um die Protagonistinnen zu schützen. So sind Menschen, die aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten nicht ins Gespräch kommen, hier ins Gespräch gekommen“, sagte sie. Nur Kamera, Licht und Ton waren jeweils in einem Raum. Stephen Lowry bestätigte dieses Vorgehen mit „sehr viel geschaffener Nähe“. Man müsse es mit Geschick anstellen, um im Film mit Schauspielerinnen autark rüberzukommen, die Menschen so darstellen, wie sie im Original aufgetreten sind. Insofern seien die Schauspielerinnen aktiv an den Arbeiten beteiligt gewesen.
Ursprüngliches Ziel sei ein Theaterstück über Arbeiterinnen gewesen. Deshalb sei frühzeitig ein Konzept entwickelt worden, dessen grober Gedanke im Film beibehalten werde. Ob der Film „utopisch“ sei, fragte Lowry nach. Dazu Rudolph: „Hoffnung schwingt mit. Fragen werden neu gestellt“.
(rh)
Bild: Gespräch mit der Filmemacherin und Komponistin Insa Rudolph und naxos-Moderator Stephen Lowry.