Rückblick
Komponistinnen: Repertoire meistens unerwünscht
„Komponistinnen“ beleuchtet die historischen und persönlichen Umstände, unter denen vier Frauen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Werke geschaffen haben. Er begleitet die Leipziger Pianistin Kyra Steckeweh auf ihrer Spurensuche nach Frankreich, Italien, Polen und Deutschland zu den Lebens- und Wirkungsstätten von Mel Bonis, Lili Boulanger, Fanny Hensel und Emilie Mayer.
Die Sängerin und Musikpädagogin Britta Stallmeister bedauerte, dass es auch heute nur wenige Opern für Frauen gibt: „In der Oper sind die Frauen unterrepräsentiert“. Es gäbe zwar Konzepte dazu, aber keine Realisierungen. Vom Film sei sie „etwas enttäuscht“, da keine Lieder vorkamen. Immerhin wurde die Musik der Frauen zum Hören gebracht. Es seien „eindrucksvolle Kompositionen“ der dargestellten Komponistinnen, wenn man bedenke, unter welchen Schwierigkeiten sie komponiert hatten.
„Die Komponistinnen hatten eine gewisse Italiensehnsucht“, meinte Susanne Wosnitzka vom Archiv Frau und Musik. So konnte der Film in erster Linie in Italien gedreht werden. Erst nach ausgiebiger Recherche habe man ein Programm mit Musik dieser Komponistinnen erstellt. Dies vor allem mit Hilfe der Literatur.
Britta Stallmeister wies darauf hin, dass es für Musikerinnen damals kaum Ausbildungen gab. Musiklehrer hätten jeweils das Repertoire der Musikerinnen bestimmt – und das sei in der Regel männlich ausgerichtet.
Bild: l. –r.: Britta Stallmeister, Susanne Wosnitzka und naxos-Moderatorin Gabriele Rohowski.
Kleiner Kommentar: Komponistinnen, Frauen im Osten, She Punks, Trans Memoria und Polpotdancing. Um nur beispielhaft einige der letzten Titel zu nennen, scheint sich unser naxos.Kino zu einem Forum zu entwickeln, dass Frauen Frauenfilme für Frauen ins Programm nehmen. Das ist auch gut so, denn Frauen bilden den absolut größten Anteil unseres Publikums. Männlich ausgerichtete Filme sind eher die Seltenheit, und wenn, dann war es in letzter Zeit lediglich eine Dokumentation über den rundum erkrankten Ex-Bodybuilder Frank Meyer unter dem Titel „Die gepanzerte Männlichkeit hinterfragen“. Bleibt die Frage: Sag mir, wo die Männer sind.
(rh)
naxos-Kino