„Die ganze Geschichte ist etwas mysteriös“, sagte Moderatorin Carola Benninghoven vom naxos.Kino. Der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul hatte erstmals 2005 von dem unbekannten Sixto Rodriguez gehört und dann angefangen, den Film zu drehen, an dem er fünf Jahre gearbeitet und ihn begleitet hatte. Schließlich erhielt er 2013 den „Oskar“ dafür, ein Jahr später nahm er sich das Leben.
In den frühen 1970ern feierten etwa José Feliciano oder Bill Withers große Erfolge bei einem vorwiegend weissem Publikum mit einem Zuschnitt ähnlich wie Rodriguez. Bei ihm mangelte es jedoch an einer schlagkräftigen PR-Maschinerie, einer offensiven Werbekampagne und einem auf Erfolg ausgerichteten Management, so Edo Reents, Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Protagonist mache einen „unabhängigen Eindruck“ und habe sich „für den Durchbruch kaum interessiert“. Insofern sei er ein „Opfer seiner Bodenständigkeit“ gewesen. Darin vermittele er eine „bedürfnislose Anspruchslosigkeit“. Und dies, obwohl sein Archivmaterial von zweieinhalb Alben zwar sehr begrenzt, die Aufnahmetechnik und die einzelnen Songs jedoch professionell und mit „makellosen Einspielungen“ daherkämen. Etwa durch kritische Texte, poetische Qualität und verständliche Aussagen, im Gegensatz zu Dylan, der zwar in seinen Songs musikalisch protestierte, ansonsten jedoch kein politisches Engagement zeigte wie Rodriguez, der ein abgeschlossenes Philosophiestudium vorweisen konnte und sich gewerkschaftlich engagierte.
In den USA völlig unbekannt, brachen seine Alben in Form von Raubkopien, später Raub-CDs, in Südafrika alle Rekorde. Nur leider ohne jeglichen kommerziellen Erfolg. Nach erfolgreichen Auftritten in Südafrika, Australien und Neuseeland 30 Jahre später, die Honorare schenkte er seiner Familie und Freunden, arbeitete er weiter als Bauarbeiter, Entrümpler von Baracken oder Maurer und lebt im Alter von 80 Jahren weiterhin in Detroit im selben alten Haus. „Es ist nicht zu erklären, warum ein solcher Künstler in Vergessenheit geraten ist“, sagte Reents. Denn seine damals bei Sussex-Records erschienenen Original-Platten in kleinster Auflage würden heute mit Preisen zwischen 500 und 1000 Euro gehandelt.
(rh)
Bild: Moderatorin Carola Benninghoven vom naxos.Kino im Filmgespräch mit Edo Reents, Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).