Die globale Krise und die Suche nach Gleichgewicht verbinden Menschen weltweit. Viele lang gültige Einstellungen werden dabei hinterfragt: wie Krisen auflösen, neue Gleichgewichte herstellen und Antworten für die Zukunft im globalen Miteinander finden?
Allein in den letzten 15 Jahren wurden beispielsweise mehr Plastikprodukte produziert als in den 40 Jahren zuvor. Und der Profitglaube floriert: Die jährlichen Wachstumsprognosen der Branche liegen bei 3,5 bis vier Prozent. Die Ölindustrie kennt die damit verbundenen Probleme des Recyclings und Klimawandels bereits seit den 1970-er Jahren, doch die Endprodukte der Kunststoffindustrie tragen permanent zum Problem des weltweiten Plastikmülls bei.
Regisseurin Isa Willinger hatte von den unglaublichen Wachstumsprognosen der Chemie- und Ölbranche in den USA gehört. Rund 3 ½ Jahren hatte sie dann an dem Film „Plastic Fantastic“ gearbeitet. Sie hatte sich auf die Suche nach Menschen begeben, die das Thema repräsentierten. „Anfangs wollte keiner vor die Kamera, ich erhielt viele Absagen, außer von Lobbyisten, die sehr geübt sind, ein Narrativ zu verbreiten“, sagte die Filmmacherin. Auch habe sie nach Start-Ups gesucht, die alternative, recycelbare Verfahren mit Plastik entwickeln.
Politiker, die nicht einbezogen waren, hätten das Thema wahrscheinlich verwässert, nach dem Motto: sowohl als auch. Insofern hätten sich zwei Aspekte herauskristallisiert: hier Menschen, „die immer mehr Plastik in die Welt pushen“, und Menschen, „die an den Auswirkungen leiden“. In einem Beispiel kam ein Lobbyist aus Frankfurt zu Wort. Er gibt sich eloquent und umweltbewusst, vertritt aber die Interessen der Großindustrie (Plastic Europe mit Sitz in Frankfurt) „und will viel Geld verdienen“.
Die Verantwortung für den Kunststoff- bzw. Plastikmüll liege bei den Produzenten, nicht etwa bei den Konsumenten, hieß es aus dem Publikum. So seien bereits bei den Verpackungen in den Regalen die Entscheidungen der Verbraucher vorgegeben. „Man darf aber nicht aufgeben, den Plastikmüll zu sammeln“, so Willinger, obwohl die unterschiedlichsten Plastikverwendungen gar nicht recycelbar seien. Der Filmabend zu „Plastic Fantastic“ war eine Kooperation des Weltkulturen Museums mit dem naxos.Kino im Rahmen der Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“.
Bild: Das Filmgespräch moderierte Stephanie Endter, Leiterin Bildung und Vermittlung vom Weltkulturen Museum (l.), mit der Berliner Regisseurin Isa Willinger (r.) und dem Publikum.
(rh)
naxos.Kino