Rückblick

„Total Trust”: Der chinesische Überwachungsstaat lebt

Eine beunruhigende Geschichte über Überwachungstechnologie, Machtmissbrauch und (Selbst-)Zensur. Anhand eindringlicher Schicksale von Menschen in China, die überwacht, eingeschüchtert und sogar gefoltert wurden, erzählt „Total Trust” von den Gefahren aktueller Technologien wie Big Data und KI in den Händen einer ungezügelten Macht. Dies nicht nur in China, denn der zunehmende Einsatz digitaler Überwachungstools ist ein globales Phänomen.

Für Doris Fischer war der Schock des Films „nicht so groß“, weil sie die Überwachung seit den 1908ern kenne. Damals wollte das niemand zur Kenntnis nehmen, obwohl bereits „Nachbarschafts-Komitees existierten. Heute sei der Überwachungsstaat mit seiner Sozialkontrolle „sehr gut dargestellt“, so die Professorin und Chair of China Business and Economics an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

China bedeckt eine Fläche von etwa Portugal bis Norwegen und das chinesische System wolle deshalb wissen, wie die Bevölkerung tickt. Der Albtraum Chinas resultiere aus dem Zerbrechen der ehemaligen Sowjetunion, deshalb ein diktatorischer Kommunismus mit Prosperität. Es herrsche eine starke Disziplinierung ohne ausgeprägte Protestmöglichkeiten, also das Ende der Demokratie – so Stimmen aus dem Publikum. Zwar praktifiziere China derzeit eine Charme-Offensive mit Lockerung der Einreise und Visapolitik. Dennoch lebe der Überwachungsstaat weiter. Dieses System auf Deutschland zu übertragen, funktioniere nicht, so Fischer.

Aber auch hier gebe es Entwicklungen zur informativen Beschneidung, meinte Axel Stolzenwaldt. Der Mitarbeiter vom Chaos Computer Club Frankfurt bezog sich dabei auf die Palantir-Software, eingesetzt bei der Polizei Hessens, von der niemand genau wisse, was die Mitarbeiter damit tun. Hier stehe eine „digitale Naivität der Politiker den Aufzeichnungen aus privaten Firmendaten gegenüber“.

Bild:
(v.l.n.r.) Axel Stolzenwaldt, Chaos Computer Club Frankfurt, Prof. Dr. Doris Fischer, Chair of China Business and Economics, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, und naxos-Moderatorin Ruth Fühner.

(rh)

naxos-Kino