Der Film von Maurizius Staerkle-Drux zeichnet ein Porträt der Architektenfamilie Böhm, die über drei Generationen eine prominente Rolle in der Architektur in Deutschland gespielt hat. Nach dem Studium arbeitete Gottfried im Büro seines Vaters Domenikus in Köln und reüssierte dort schon 1947 mit seinem ersten eigenen Bau, der Kapelle „Madonna in den Trümmern“. Eigenwillige Beton-, Stahl- und Glasbauten schufen Böhm weltweites Ansehen. Seine Frau Elisabeth kümmerte sich primär um die Familie, war aber auch wichtige Inspiration und kritische Instanz. Die Söhne Stephan, Peter und Paul sind alle Architekten geworden. Allen dreien gelang es, herausragende Großbauten zu realisieren: Stephan etwa die Hauptverwaltung der Deutschen Bahn in Frankfurt, Peter u.a. das Museum Ägyptischer Kunst in München und Paul die Kölner Zentralmoschee.
Im Filmgespräch, das Heinrich Lessing von der Frankfurter University of Applied Science als Gastgeber moderierte, gab Paul Böhm, einer der Protagonisten des Films, Auskunft. Ob er nicht das Bedürfnis nach Abgrenzung von seinem berühmten Vater Gottfried gehabt habe? Schon – aber der habe ja auch mit seinem Vater ein ähnliches Problem gehabt. Andererseits habe er selbst, Paul, sich – nach dem Abbruch eines Studiums der Landwirtschaft und Landschaftsarchitektur – recht unbefangen der Architektur angenähert und erst spät angefangen, sich abzunabeln. Das Verhältnis zum Vater sei entspannt und kollegial gewesen. Auf die Frage nach einem „kleinsten gemeinsamen Nenner“ in der Architektursprache der Familie Böhm nannte Paul Böhm das Skulpturale, Bildhauerische, das z.B. sowohl seine Gemeinschaftsarbeit mit dem Vater am Potsdamer Neuen Theater als auch seine eigene Kölner Moschee präge. Selbst durch die Familie stark katholisch geprägt, sei ihm bei der Arbeit für verschiedene Religionsgemeinschaften klar geworden, dass wohl jede Religion (und vielleicht auch der Agnostiker, als der er sich selbst bezeichnete) Räume der Transzendenz benötige.
Im Bild: Paul Böhm (l.) und Heinrich Lessing (r.)
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