Rückblick

PUSH – „Es geht nicht um Häuser, sondern Wertobjekte“

Studiengangleiter Prof. Heinrich Lessing hieß die Kinobesucher in der Universität willkommen und betonte, wie sehr das Thema „Grundrecht auf Wohnen“ zum Fach Architektur gehört. Die Moderatorin Ruth Fühner stellte fest, dass das rechtlich im UNO-Charta verankert sei, aber trotzdem für viele effektiv nicht gegeben, wie der Film von Frank Gertten zeige.

Der Film „Push“ folgt Leilani Farha, der UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen, während sie sich in verschiedenen Städten weltweit erkundigt, wie Menschen aus ihren Wohnungen und Nachbarschaften verdrängt werden. Ursache sei nicht nur Gentrifizierung, stellt sie fest, sondern die Umwandlung von Wohnraum in reine Geldgeschäfte, vor allem durch global agierende Finanzfirmen wie Blackstone. Die Summen, die in Wohnimmobilien investiert werden, betragen ein Mehrfaches der Welt-GDP. Nur Rendite zähle – Spekulation, Leerstand, Mieterhöhungen, fehlende Instandhaltung, Verdrängung gehören dann zum System dazu.

Im nachfolgenden Gespräch konnte Katharina Wagner, Leiterin Amt für Wohnungswesen Stadt Frankfurt a.M., die Information mit Angaben zur Situation hier vertiefen. Dieselbe Tendenz, dass die Kosten fürs Wohnen und die Einkommen auseinanderklaffen, gebe es in Frankfurt: in den 10 Jahren zwischen 2010 und 2020 seien die Angebotsmieten um 60% gestiegen, das durchschnittliche Einkommen aber nur 20%. Es gebe nur Schätzungen zum Leerstand, aber man gehe davon aus, dass auch hier ein Leerstand im oberen Luxussegment von ca. 50% bestehe, was auch durch Finanz-Investitionen entstehe. Instrumente wie Milieuschutz und Vorkaufsrecht seien in Frankfurt zwar angewendet worden, aber zu wenig. Man hoffe auf Gesetzesänderungen, die es ermöglichen würden, um mehr Sozialwohnungen zu schaffen und genossenschaftliche Projekte zu fördern. Die jetzige Situation sei komplex – z.B. durch Konflikte mit Klimazielen – ergebe aber Chancen. In der weiteren Diskussion mit dem Publikum kamen Fragen zum internationalen Vergleich, z.B. mit Wien und Zürich, zur Situation von Genossenschaften und Wohnprojekten und zur Regelung des geförderten Wohnbaus zur Sprache.

© Bild: WB Film AB