Für manche Menschen ist ihr Beruf Berufung. 1981 reist der australische Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo in den Niger. Dort haben radikale Rodungen das Land verödet. Seine Versuche, die Wüste durch das Pflanzen von Bäumen aufzuhalten, scheitern. Dann entdeckt er einen Busch. Unter dem verbrauchten Boden breitet sich ein riesiges Wurzelnetzwerk aus. Tony hatte einen Weg gefunden, Bäume in den unwirtlichsten Gegenden wachsen zu lassen, indem er die noch lebenden Baumstümpfe und Wurzeln aktiviert. So hilft er mit, die Lebensgrundlage von Tausenden von Bauern in Afrika zu sichern. Für dieses „Lebenswerk“ erhielt er 2018 den alternativen Nobelpreis.
„Wir erleben die aktuelle Klimalage weltweit zunehmend vernichtend, und zwar durch Dürre, Feuer, Überschwemmung, Hunger und Krankheit“, sagte die Frankfurter Stadtforst-Abteilungsleiterin Tina Baumann. Auch deutsche Wälder seien davor nicht geschont. Aber die Menschen brauchten den Wald zum Leben, da er Sauerstoff und Wasser produziert und Lebewesen Raum zum Leben gibt: „Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen die Natur, denn die Menschen schöpfen im Wald sowohl physisch als auch emotional neue Kraft und Entspannung“. So hat Deutschland strikte Waldgesetze zur Regeneration. Danach entstehen Bäume aus der Pflege der Wurzeln, wie etwa im Frankfurter Stadtwald.
„Wie groß müssen die Naturkatastrophen noch werden, damit sich die Menschen endlich auf die Bedeutung der Natur zurückbesinnen und entsprechend handeln“, beklagte Volker Schlöndorff per Mobiltelefon. Das Wachstum von Pflanzen sei in Afrika jedoch dringlicher als hier. Allein 350 Millionen Menschen in der Sahelzone seien darauf angewiesen. Obwohl seit 60 Jahren Entwicklungshilfe-Projekte liefen, habe sich bis heute kaum etwas verändert. „Bei den Bauern kommt von den Geldern fast nichts an“, so der Regisseur. Ausgehen müsse die Initiative von Afrika und nicht durch Vorschläge für die dortige Landwirtschaft von außen.
Schlöndorff sieht die Klimaerwärmung und die Bevölkerungsexplosion in einem Wettbewerb gegen die Rettung der Natur. Aber: „Patentrezepte gibt es nicht“. „Der Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises 2023 für Sie war die richtige Entscheidung“, so das Schlusswort von naxos-Moderatorin Brigitte Schulz.
(rh)
Zum Filmgespräch mit Dr. Tina Baumann (l. hinten r.), Leiterin der Abteilung Stadtforst, Stadt Frankfurt, und naxos-Moderatorin Brigitte Schulz (r. hinten r.) konnte Regisseur Volker Schlöndorff vor ausverkauftem Kino nur per Mobiltelefon über Mikro zugeschaltet werden. Er entschuldigte sich: „Das Internet funktioniert fast nie, wie es sollte“.