Rückblick

Holy Prostitution

Eindrücklich schildert Mehdi Kazemi die soziale Spaltung im Iran und die für uns sehr fremde religiöse Rechtfertigung von Prostitution als Ehe auf Zeit. Er begleitet seine wohlhabenden, skifahrenden FreundInnen beim Shopping – und begegnet Müllsammlern und Dealern im ärmsten Viertel Teherans. Im Mittelpunkt aber steht das Konzept der temporären Ehe, für deren Schließung drei Sätze auf arabisch genügen. Zwei der drei Frauen, die hier zu Wort kommen, lassen sich aus materieller Not darauf ein – die dritte, um ihre Schönheitsoperationen zu finanzieren. U.a. von solchen überraschenden, allen schematischen Vorstellungen widersprechenden Einblicken in die iranische Lebenswelt lebt der großenteils mit Handkamera gedrehte Film. Den – zum Schutz der GesprächspartnerInnen – teils verpixelten Aufnahmen kontrastiert das mit Standkamera gedrehte Interview eines islamischen Würdenträgers, der sich erstaunlich geduldig befragen lässt zum Konzept der – für die Geistlichkeit überaus profitablen – “holy prostitution”. Anfang und Ende widmet Kazemi den mutigen Frauen Irans, die ohne Kopftuch für ihre Freiheit kämpfen.

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