Rückblick

Hitlers Hollywood – Das deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933-1945: Stramm linientreu bleiben

Die Propagandafilme der Nazis: Auch unpolitisch wirkende Filme sind auf die gewünschte „nationale Erziehung“ abgestimmt, ein Überangebot von Unterhaltungsfilmen sorgt dafür, dass die Deutschen stramm linientreu bleiben.

Die 1917 gegründete UFA wurde dabei zum Qualitätslabel der verstaatlichten Filmproduktion. Millionen Reichsmark steckte man in das Kino. Unsummen, da sich Deutschland in größter militärischer Aufrüstung befand. Hitler und Goebbels seien Filmfanatiker gewesen. „Und das Kino“, erklärte Regisseur Rüdiger Suchsland, „war für sie das Mittel der Kommunikation mit den Massen“.

So wurden mehr als 1000 Spielfilme in den Jahren 1933 bis 1945 in Deutschland hergestellt. „Sie dienten dazu, Hitler und die NSDAP an die Macht zu bringen und dort zu halten“, so der Regisseur. Sowohl mit dem, was man sehe, als auch mit dem, was man nicht sehe, seien klare Ziele beabsichtigt: Bilder aus dem Dritten Reich, nicht über das Reich. Der Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg sei dafür vielleicht das beste Beispiel: bewegte Kamera, spektakuläre Aufnahmen mit Teleobjektiv und aus der Luft, raffinierte Bildmontage, suggestive Musik und mitreißende Dramaturgie beeindrucken. Dennoch sei dieser Reichsparteitags-Film ein Machwerk, das den Totalitarismus feiert.

Denn „was die Massen überzeugt, sind keine Fakten, noch nicht einmal erfundene Fakten, sondern die Konsistenz der Illusion”, zitierte Suchsland Hanna Arendt. Die Effektivität der Propaganda demonstriere eine Hauptcharakteristik moderner Massen: Sie glauben an nichts Sichtbares, sie trauen weder ihren Augen noch Ohren, sondern allein ihren Phantasien. „Es waren nicht alles schlechte Filme“, meinte Suchsland, „ich mag etwa Ilse Werner und Hans Albers, will aber aufzeigen, dass auch heutzutage Effekte einer Verführung an das heutige Publikum gehen, wie damals im Dritten Reich“.

Propaganda sage im weitesten Sinn die Wahrheit, vermeide aber bewusst die Unwahrheit. Wenn demnach Goebbels nicht lüge und eine Wahrheit sagen lasse, erscheine seine Propaganda doppelt glaubwürdig. „Die Tonspur habe ich über eineinhalb Stunden langsam immer lauter drehen lassen, damit der Ton anfängt, zu nerven und die heutigen Zuschauer die Propaganda satt haben“, sagte Suchsland. So fänden sich etwa in den diversen Liedern immer wieder einzelne Zeilen, die aus der Nazi-Propaganda stammten: „Heute gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt“.

Gastmoderator Meinrad von Engelberg fragte nach den Hintergründen für Suchslands Film, was damals losgewesen sei, warum die Leute damals die Filme gemacht hätten. Es gebe Kinofilme von damals, die moralisch und politisch abstoßend und dennoch Kunstwerke seien, so der Regisseur. Deshalb wiederhole er als Sprecher im Film mehrfach die Fragen, was das Kino wisse, was wir nicht wissen und welche Träume die Deutschen in ihrer ureigenen germanischen Traumfabrik träumten. Und wovon sie träumen sollten, wenn es nach den Machthabern ginge.

Bild: Filmgespräch mit Regisseur Rüdiger Suchsland (l.) und Gastmoderator: Dr. Meinrad v. Engelberg, TU Darmstadt, Fachgebiet Architektur- und Kunstgeschichte.

(rh)

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