Rückblick

„Losers&Winners“ – Untergangsstimmung und Fortschrittsglauben

Dortmunder Kumpel verfolgen und begleiten den Abbau ihrer riesigen Kokerei mit gemischten Gefühlen durch chinesische Arbeiter. Denn ihr Werk wurde im Jahre 2000 nach China verkauft. Die FilmemacherInnen begleiteten die monatelangen Abbauarbeiten. Es ist ein Film über Untergangsstimmung und Fortschrittsglauben.

„Unsere Themen drehen sich immer um Identität, um Identitätsfindung. Wir wollen große Themen mit kleinen Dingen erzählen“, erklärt die Filmemacherin Ulrike Franke. Und das gelingt ihnen meist, wenn sie mit ihren Kameras gegensätzliche Entwicklungen einfangen: Das Verschwinden und das Wachsen. Den Wandel. Wer waren in dem gezeigten Film die wahren „Losers & Winners“? Die Dortmunder Kumpels empfanden sich als „Loser“, verloren ihren Arbeitsplatz. Aber großzügige Abfindungen, verbunden mit Freizeitplänen, kamen im Film auch zur Sprache. Die chinesischen Arbeiter strahlten Hoffnung und Stolz aus, unbedingte Zuversicht, diese Millionen von Einzelteilen wieder zu einer funktionierenden Fabrik zusammensetzen zu können. Aber der Preis war hoch: schwerste Arbeit von früh bis spät, jahrelange Trennung von den Familien.

Eine neue Erfahrung macht auch das naxos.Kino-Publikum: Es fehlten leider die Untertitel bei den Erklärungen, Ansprachen, Unterhaltungen in chinesischer Sprache. Ungewohnt, nicht über Inhalt, sondern über Gesten, Gesichter, Haltungen und Handlungen die Bedeutungen zu entschlüsseln.

Eine Besucherin merkte an, dass die Menschen der neuen Bundesländer in den Wendejahren in noch viel größerem Maßstab den Abriss oder die Entkernung ihrer Industrie miterleben mussten. Sie wurden mit ihren Gefühlen, ihrem Identitätsbruch weitgehend allein gelassen, ähnlich wie die Dortmunder Kumpel. Diese versuchten, ihren chinesischen Kollegen beim Abbau ihres Werkes immer wieder Steine in den Weg zu legen. „Wenn wir den Film jetzt im Ruhrpott zeigen, wird das häufig bedauert“, so die FilmemacherInnen.

(bs)

Bild: Zugeschaltete Gäste: Die FilmemacherInnen Ulrike Franke und Michael Loeken. Die Moderation hatte Ruth Fühner, naxos.Kino.