Kurzweilig, spannend, abwechslungsreich: Musik kann die eigene Identität bestätigen, die im fremden Umfeld ins Wanken geraten kann. Die Texte der Lieder behandeln das Leben in Deutschland: Schwierigkeiten unter Menschen zu leben, die einem misstrauisch entgegentraten, wenn es um Wünsche nach eigener Wohnung oder gerechteren Arbeitsbedingungen in den Fabriken geht. Eine 60-jährige Musikkultur der Migranten aus der Türkei in Deutschland. Im Film kommen u. a. Gurbetçi-Lieder vor, auch zahlreiche Musikerinnen und Musiker, die zum Sprachrohr der zweiten und dritten Generation von Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind.
„Musik- und Videokassetten für türkische Haushalte spielten eine bedeutende Rolle für das Heimatgefühl türkischer Gastarbeiter der 1. und 2. Generation in Deutschland, insbesondere Arabesquemusik, mit der ich groß geworden bin“, sagte Cem Kaya. Problem für das Zustandekommen seines Films sei nicht das Finden, sondern das Sortieren aus einem riesigen Konvolut an Material gewesen. Denn türkische Musik, die in Deutschland entstanden war, sei anders als Musik aus der Türkei. Kayan habe zuerst in der Türkei recherchiert, dann aber festgestellt, dass die Musik von und für die Gastarbeiter in Deutschland produziert und vertrieben wurde. „Daraus ist ein Gefühl für unsere Vergangenheit entstanden, was ein Bewusstsein für unsere Realität geschaffen hat.“ So hätten Gedichte als Strukturgeber für den Film gedient:
Die Liebe mit Sehnsucht allgemein und speziell zur D-Mark
Die harte Arbeit mit desaströsen Bedingungen und entsprechend negativem Konsumverhalten
Am Ende der Tod aufgrund interner und externer Überforderung
Türkische Bands mussten bei Verlobungen, Hochzeiten und Konzerten in Deutschland Lieder aus 61 türkischen Provinzen parat haben, und das über drei Generationen hinweg. Volksmusik, Arabeseque und Hip-Hop oder Rap mit Wechselwirkung von deutsch zu türkisch. Daneben existiere heute eine breite Queerszene mit Musikrestaurants, Livemusik, Nachtleben, Glücksspiel, enormen Schwarzgeldern und viel Glamour – eine Parallelgesellschaft, weiterhin mit Integrationsproblemen beider Seiten.
(rh)
Bild: Wolfgang Voss, naxos.KINO, begrüßte Moderatorin Svetlana Syvatskaya, Referentin für Film, visuelle Medien und Digitalisierung vom Kulturamt der Stadt Frankfurt, denen Filmemache, Kameramann, Produzent etc. Cem Kaya digital zugeschaltet war.